Don Karlos

Das Publikum war aus dem Häuschen, als das Ensemble sich verbeugte und der Applaus war verdient, denn dass was das Theater Lübeck in den zuvor vergangenen rund 3 Stunden presentierte war Atemberauben.

Dieses, von ‚Niklaus Helbling‘ inszinirte Stück, hüllte sich wie  ein Mantel über die Nacht und zog mich in eine Welt voller Lügen und Intriegen um die Liebe einer Frau und die Machtbegierde jedes Einzelnen ein, am Hofe des Spanischen Königs (Götz van Ooyen) Philipp und der Königen (Nele Ziebarth) Elisabeth.

Don Karlos (Florian Hacke) ist unglücklich verliebt in seine Stiefmutter Elisabeth, die Frau König Philipps, seines unantastbaren Vaters. Diese Schwärmerei am mächtigsten Fürstenhof Europas, einer Welt der Spione, Kriecher und Karrieristen, stellt einen undenkbaren Affront gegen die Krone dar. Bevor Philipp Maßnahmen gegen seinen Sohn ergreift, bittet er Marquis Posa (Thomas Gräßle), einen unabhängigen Geist und Karlos’ Jugendfreund, um Rat. Dieser sieht sich jedoch dem Freiheitskampf der Niederländer verpflichtet und nutzt die Situation, um dem König ins Gewissen zu reden. »Geben Sie Gedankenfreiheit!«. Das Wort ist blanke Rebellion, denn es fordert die »Selbstbestimmung der Person durch die eigene Vernunft«, wie es Rüdiger Safranski nennt – eine Machtanmaßung gegenüber den ehernen Gesetzen von Kirche und König. Am Ende lässt Schiller aber nur einen Sieger zu. Und das ist bedrohlich.

Foto: <a href=Florian Hacke Spielt überzeugend den Spätpubertierenden Prinzen Karlos, dem man unverzüglich den ungestürmen und übermütigen Aufstand gegen seinen Vater, König Philipp, und sich selber abnimmt, wenn er fluchend oder flüchtend über die Bühne tobt, bzw. schmachtend in den Armen der Königen zerfließt. Wobei er wahrlich Königlich von seinen Kolegen ünterstützt wird, wobei Besonders die hervoragende Schauspielerin  Anne Schramm, als intrigantin Eboli zu erwähnen ist.

Ein besonderes Augenmerk fällt auf Nele Ziebarth, die mit der Rolle von Königin Elisabeth die Zweite Hauptrolle neben Florian Hacke einnimmt. Gleich in ihrem ersten Stück am Theater Lübeck war sie in der Lage, so fulminant zu Spielen, das ich sie sofort schätzen Lernte. Klar und Konsequent spielte sie ihre Rolle als wäre sie wirklich Königin Elisabeth.

Dieses Stück, dass einen, wie ein Modernes Pop-Lied, die Drei Stunden vorkommen lässt als wären es Fünf minuten, ist in meinen Augen ein wirklich gelungener Start für das Schauspiel in dieser Saison. Ich muss feststellen das mich diese Stück, von dem Ich im Vorfeld im Algemeinen eher Schlechtes zu höhren vermochte, echt begeisterte. Hier beweisen Intendandt Pit Holzwarth und die Dramaturgie des Theater Lübeck Händchen für eine Zeitgemäß passende Wahl und Moderne Umsetzung, aber das bin ich ja schon aus der Letzten Spielzeit gewohnt.

Dies könnte das Stück für diese Spielzeit werden das ich immer und immer wieder schauen würde, wenn sich mir die Möglichkeit bietet.

Viel Spass beim Schauen
wünsch ich euch

cu an other time
on an other place

Gregor
Zusammenfassung:

Don Karlos | Theater Lübeck 09/10 | Premiere 25.09.2009

Besetzung:

Regie Niklaus Helbling
Ausstattung Dirk Thiele, Luisa Beeli
Musik Felix Huber
Dramaturgie Peter Helling
Karlos Florian Hacke
Philipp Götz van Ooyen
Posa Thomas Gräßle
Alba Till Bauer
Domingo Andreas Hutzel
Lerma Robert Brandt
Elisabeth Nele Ziebarth
Eboli Anne Schramm
Olivarez/ Großinquisitor Susanne Höhne
Mondekar/ Page Doris Schefer
Infantin Romy Simon, Statisterie
Soldaten Statisterie
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